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Welchen Mindestabstand brauchst du?

Es heißt 1,5 Meter sei der Mindestabstand, den wir in diesen Zeiten zu anderen Menschen einhalten sollen. Und doch beobachte ich, wie Menschen sogar noch weiter auf Distanz gehen. Mittlerweile ist es total normal im Homeoffice zu arbeiten und hinter einem Bildschirm zu sitzen. Ab und an sind in diesem Bildschirm auch Kollegen zu sehen, aber der tagtägliche Kontakt sowie der Austausch zu diesen Menschen findet kaum mehr statt. Dass diese Form der Arbeit Vor- und Nachteile mit sich bringt ist klar, aber nicht das Thema dieses Beitrags. Und doch gibt es da eine Frage, die ich dir stellen möchte. Vermisst du deine sozialen Kontakte? Oder das regelmäßige physische Zusammenkommen mit anderen Menschen? Wie fühlst du dich damit?

Innere Verbundenheit als Fundament

Jeder Mensch erlebt diese Zeit, inklusive fehlendem sozialen Interagieren, auf ganz individuelle Weise. Viele meiner Mitmenschen schildern mir, dass sie die Nähe und Verbundenheit zu anderen vermissen. Sie ersehnen sich diesen Kontakt. Doch was kannst du tun, wenn Beschränkungen und Ängste diesen Wünschen entgegenstehen? Vielleicht hilft es dir, dir zu vergegenwärtigen, dass vieles, was wir an Verbundenheit erfahren, erst dadurch lebendig wird, dass wir mit uns selbst verbunden sind. Kennst du dieses Phänomen, dass ein Mensch in einem Raum voller Leute ist und sich trotzdem einsam fühlt? Weil er weder mit diesen Leuten, noch mit sich selbst verbunden ist. In der Suche nach den anderen spiegelt sich auch die Suche nach dir selbst wider.

Tiefere Verbindungen mit anderen

Es könnte auch sein, dass du nach etwas Größerem suchst, an das du gern angebunden wärst. Erst aus der inneren Verbundenheit werden auch andere Erfahrungen möglich. Was zur Folge hat, dass du ganz anders durch die Welt gehst. Durch die Verbindung und diese Nähe mit dir selbst ermöglichst du dir eine tiefere Verbindung in der Begegnung mit anderen. So viel tiefer als du sie vermutlich bis dato kanntest. Diese Verbindung nährt dich. Und natürlich auch deine Mitmenschen. Sie gibt uns Energie. Und genau diese Energie brauchen wir für ein gesundes und glückliches Leben.

Das Einssein mit allen Lebewesen

Schon mal was von Yoga gehört? Vermutlich schon, oder? Im Yoga praktizieren alle Anwender die Einheit. Die Verbundenheit mit dem Universum, das Einssein mit allen Lebewesen, mit allen Menschen. Werfen wir mal einen Blick auf die Entstehung des Lebens. Gemeint ist hier die Schwangerschaft. Eine Mutter lebt neun Monate lang in tiefer Verbundenheit mit der Seele, die in ihrem Baby und ihrem Bauch heranwächst. Eine Einheit, die so essenziell ist, dass Leben überhaupt entstehen kann. Eine Verbindung, die schlichtweg lebensnotwendig ist. Natürlich ist das Baby auch nach der Geburt auf seine Mutter angewiesen. Es braucht Nahrung, Schutz, Geborgenheit, Nähe, Körperkontakt und Wärme. Ohne die Mutter wäre ein Baby allein nicht überlebensfähig.

Beziehung ist ein Zustand

Im Laufe des Lebens verändert sich diese Beziehung, sodass die Mutter zum Ende ihrer Tage wiederum auf die Unterstützung ihres Kindes angewiesen sein könnte. Du siehst, alles steht in Beziehung miteinander. Beziehung beschreibt dabei weniger eine Qualität als vielmehr einen Zustand. Du beziehst dich auf den anderen. Leider vergessen wir das häufig und machen unsere Mitmenschen zum Objekt der eigenen Erwartungen, Vorstellungen und Sehnsüchte. Im schlimmsten Fall bewerten und belehren wir sie. Das menschliche Zusammenleben ist also geprägt von Objektbeziehungen. Du wirst quasi zum Objekt gemacht und machst es wiederum mit anderen. Ob nun in der Zusammenarbeit mit Kunden, im Arbeitgeber-und-Arbeitnehmer-Verhältnis oder auch in Eltern-Kind-Beziehungen.

Liebe schließt Bewertungen aus

Versuch dir dabei eine wichtige Erkenntnis zu vergegenwärtigen. Wann immer eine Bewertung stattfindet, ist die Liebe zu Ende. Das klingt hart, aber es ist die Wahrheit. Das heißt nicht, dass wir deshalb den Kopf in den Sand stecken müssen. Im Gegenteil. Diese Bewusstwerdung hilft uns dabei, gesunde und gelingende Beziehungen aufzubauen und zu stärken. Nimm den Menschen, der dir gegenübersteht, als Subjekt wahr. Erst dann begegnest du ihm auf wahrhaftige Weise. Bleibe wach und bewusst. Erst dann erkennst du, wann du selbst zum Objekt gemacht wirst und wann du es mit deinen Mitmenschen tust.

Deine Wachsamkeit wird gebraucht

Dieses Maß an Achtsamkeit förderst du, indem du ins Wahrnehmen und Spüren kommst. Fühl mal in dich hinein. Wie fühlt sich dein Körper an? Spüre dich und nimm all die Sensationen wahr, die da auf dich warten. Und wann immer eine entsprechende Empfindung auftaucht, heißt es für dich sie erst zu nehmen. Lass dir bei diesen Prozessen Zeit. Nur weil etwas im ersten Anlauf nicht gelingt, heißt das nicht, dass das grundsätzlich gilt. Als Kind hast du auch nicht direkt aufgegeben, weil das Radfahren nicht sofort gelungen ist. Eine Zeit lang bist du vielleicht mit Stützrädern gefahren. Auch im übertragenen Sinne kannst du diese herausholen und im Prozess des wachen Bewusstwerdens zur Hilfe nehmen.

Lass deine Maske fallen

Erst wenn du dich selbst so zeigst, wie du wirklich bist, kannst du auch in eine authentische Begegnung mit deinem Gegenüber gehen. Lass deine Maske fallen. Damit erzeugst du außerdem Sicherheit und Vertrauen bei der anderen Person, die sich dadurch inspiriert fühlt, sich ebenso echt und ehrlich zu zeigen. Diese Maskerade führen wir über so viele Jahre auf. Und genau sie hindert uns daran uns wahrhaftig zu zeigen. Uns verletzlich zu zeigen. Andere zu sehen und selbst gesehen zu werden ist ein Grundbedürfnis und nichts für das du dich schämen müsstest oder meiden solltest.

Wann ist deine Grenze erreicht?

Um einen besseren Zugang zu deinen Nähe-und-Distanz-Bedürfnissen zu bekommen, lege ich dir ein Rollenspiel ans Herz. Ich liebe praktische Übungen, die schnell und leicht ausprobiert werden können. Wähle dir einen Menschen deiner Wahl aus und stell dich ihm gegenüber. Du selbst bleibst an Ort und Stelle stehen und die andere Person geht auf dich zu. Wenn dein Gegenüber anhalten soll, sagst du laut „Stopp“ und fühlst in dich hinein. Danach tauscht ihr die Rollen. Dadurch findest du auf einfachste Weise heraus, wann deine körperliche Grenze / Grenze im Raum erreicht ist und wie viel Nähe für dich (un)- angenehm ist. Das kannst du natürlich auch mit beliebigen vielen, anderen Menschen ausprobieren. Z.B. in einem Team, welches kontinuierlich zusammenarbeitet. Diese Übung kann wiederholt werden, denn über die Zeit kann sich die Grenze zwischen Menschen verschieben. Ich wünsche dir ganz viel Mut und Freude beim Ausprobieren.

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